Angebote nach Zielgruppen

Die Anlaufstelle gegen FGM/C Baden-Württemberg bietet ein breites Spektrum an kultursensiblen und interdisziplinären Angeboten, die speziell auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen zugeschnitten sind. Unser Ziel ist es, Betroffene zu unterstützen, Angehörige zu stärken, Fachkräfte fortzubilden und politische Maßnahmen zu fördern.

1. für Betroffene

Im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen Frauen und Mädchen, die von FGM/C betroffen oder bedroht sind. 

Wir bieten

Psychologische Unterstützung:

Traumatherapie durch erfahrene Trauma-Expertinnen und -Experten Beratung zu Bewältigungsstrategien und Stärkung der Resilienz.

Medizinische Versorgung:

Behandlung gesundheitlicher Folgen von FGM/C (z.B. Infektionen, Geburtshilfe). Möglichkeiten der rekonstruktiven Chirurgie durch spezialisierte Ärzte, Attesterstellung für BAMF

Rechtliche Beratung:

Unterstützung bei Asylverfahren und Dokumentation von FGM/C als Fluchtgrund. Informationen über Schutzbriefe und rechtliche Möglichkeiten in Deutschland.

Kultursensible Begleitung:

Muttersprachliche Beratung zum Thema.

Zugang zu Selbsthilfe- und Austauschnetzwerken.

Multiplikator:innen Schulung für die Community Leader und Community.

2. für Angehörige

Angehörige spielen eine wichtige Rolle beim Schutz von Mädchen und Frauen. Wir unterstützen sie, indem wir ihnen Wissen und Werkzeuge an die Hand geben:

Aufklärungsarbeit:

Informationen über die rechtlichen und gesundheitlichen Folgen von FGM/C. Vermittlung von Alternativen zu traditionellen Praktiken.

Beratung:

Individuelle Gespräche zur Konfliktlösung innerhalb der Familie. Unterstützung bei der Ablehnung sozialer Erwartungen in der Community.

Beratung für Männer:

Männer spielen eine sehr wichtige Rolle im Kampf gegen FGM/C. Wir beziehen die Männer in die Arbeit mit ein, um eine nachhaltige Lösung zu finden.

Workshops

Training zum gewaltfreien Umgang mit kulturellen Traditionen. Aufbau von Schutzmechanismen für gefährdete Mädchen.

3. für Fachkräfte in sozialen Berufen

Sozialarbeiter:innen, Erzieher:innen und Community Leader sind wichtige Multiplikatoren im Kampf gegen FGM/C.

Unser Angebot umfasst

Trainings und Workshops:

Sensibilisierung für das Thema FGM/C. Training in kultursensibler Kommunikation und Intervention.

Beratung in komplexen Fällen:

Unterstützung bei der Einschätzung von Gefährdungssituationen. Zusammenarbeit mit medizinischen und juristischen Fachpersonen.

Materialien und Ressourcen:

Bereitstellung von Informationsbroschüren, Leitfäden und Schulungsmaterialien. Zugang zu Netzwerken für den interdisziplinären Austausch.

4. für medizinisches Fachpersonal

Ärztinnen und Ärzte sind oft die ersten Ansprechpartner für Betroffene.

Wir unterstützen sie durch

Fachliche Beratung:

Unterstützung in Fällen von FGM/C, insbesondere bei Asylverfahren und Attesterstellung. Medizinisch fundierte Informationen zu Diagnose, Behandlung und Dokumentation.

Schulungen

Spezifische Fortbildungen zu medizinischen Aspekten von FGM/C. Schulungen zum kultursensiblen Umgang mit Patientinnen und Patienten.

5. für Behörden und politische Entscheidungsträger

Politische Maßnahmen sind entscheidend, um FGM/C langfristig zu überwinden.

Wir unterstützen Behörden durch

Politikberatung:

Empfehlungen zur Umsetzung von Gesetzen und Maßnahmen gegen FGM/C. Unterstützung bei der Integration der Istanbul-Konvention in nationale Programme.

Studien und Berichte:

Bereitstellung von Daten und Forschungsergebnissen zur Situation in Deutschland und weltweit. Analyse von Prävalenzzahlen und deren Entwicklung in Baden-Württemberg.

Kooperationen:

Mitgestaltung von Landes- und Bundesstrategien gegen FGM/C. Organisation von Runden Tischen und Fachtagungen zur Sensibilisierung..

Leitbild der Anlaufstelle gegen FGM/C Baden-Württemberg

Unser Engagement: Schutz, Prävention und Aufklärung

Weibliche Genitalverstümmelung (Female Genital Mutilation/Cutting – FGM/C) ist eine schwere Menschenrechtsverletzung und eine Form geschlechtsspezifischer Gewalt. Sie verletzt die Würde, die Gesundheit und die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen. Die Anlaufstelle gegen FGM/C Baden-Württemberg hat es sich zur Aufgabe gemacht, aktiv gegen diese Praktik vorzugehen und Betroffene zu schützen.

Unsere Arbeit basiert auf wichtigen rechtlichen und gesellschaftlichen Grundlagen:

Der Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung:

Der jährlich am 6. Februar begangene Aktionstag erinnert an das Schicksal von Frauen und Mädchen, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen oder bedroht sind. Er wurde 2003 von Stella Obasanjo, der damaligen First Lady von Nigeria, initiiert und 2012 von der UN-Menschenrechtskommission als internationaler Gedenktag anerkannt.

Istanbul-Konvention:

Die Konvention des Europarates von 2011 ist ein völkerrechtlich verbindliches Instrument zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen. Sie fordert umfassende Schutzmaßnahmen und verpflichtet die Unterzeichnerstaaten, Gewalt wie FGM/C konsequent zu bekämpfen.

Strafrecht:

Seit 2013 ist weibliche Genitalverstümmelung in Deutschland mit § 226a Strafgesetzbuch (StGB) ein eigener Straftatbestand. Er wird mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu fünf Jahren geahndet und spiegelt die klare Haltung Deutschlands gegen weibliche Genitalverstümmelung wider.

 

Unser Ansatz: interdisziplinär und kultursensibel

Wir bieten Betroffenen, Angehörigen und Fachkräften umfassende Unterstützung. Durch Beratung, Fortbildung und Prävention tragen wir dazu bei, die Rechte von Frauen und Mädchen zu stärken und langfristige Veränderungen zu bewirken. Unsere Arbeit basiert auf interdisziplinärer Zusammenarbeit, kultureller Sensibilität und einem fundierten Wissen.

Unsere Vision:

Wir setzen uns dafür ein, dass jedes Mädchen und jede Frau das Recht auf ein Leben in Würde, Gesundheit und Selbstbestimmung hat. Unser Ziel ist eine Welt, in der FGM/C der Vergangenheit angehört und Frauen und Mädchen frei von Gewalt leben können.

Gemeinsam für eine gerechte und gewaltfreie Zukunft – im Kampf gegen FGM/C.